Titel der Sendung: WDR 2 Bücher <BR>
Autorin: Susann Pásztor <BR>
Titel: Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster <BR>
Rezensentin: Christine Westermann <BR>
Datum der Sendung: 07.05.2017 <BR>
Ein humorvoller Roman über Sterbebegleitung? Doch, das geht. Susann Pásztors Buch ist ganz nah dran am Leben, obwohl es vom Sterben erzählt, sagt Christine Westermann.
Die Handlung
Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster... damit die Seele hinausfliegen kann. Genau das macht Fred, wenige Minuten nach Klaras Tod. Fred Wiener, alleinerziehender Vater von Phil. Fred ist ehrenamtlicher Sterbebegleiter. Ein Anfänger, Klara ist sein erster Fall. Krebs im Endstadium.
Sie ist 60 Jahre alt, hat sich zurückgezogen, will ihre Gefühle auf keinen Fall mit jemandem teilen. Schon gar nicht mit einem wie Fred. Auf Sentimentalitäten wie eine Liste, was sie unbedingt noch machen will, hat sie schon mal gar keine Lust. Diese Klara ist schroff, klar, bis hin zur Grenze der Beleidigung - und Fred prallt mit seinen guten Absichten immer wieder gegen dieses Bollwerk aus Eigensinn, Stärke und Todesmut.
Dritter im Bunde ist Phil, der 13-jährige Sohn von Fred. Er hilft Klara, die eine leidenschaftliche Fotografin war, tausende alter Aufnahmen zu scannen. Die beiden mögen sich, wahren Distanz und sind sich doch unerwartet nah. Bis einer aufsteht und das Fenster öffnet.
Die Bewertung
Das Buch liegt schon seit ein paar Wochen in meinem Buchregal. Ich kannte das Thema: Sterbebegleitung. Das habe ich mit einem unbeschwerten "Ja, gut" abgetan. Habe mir über Wochen das Buch immer wieder vorgenommen, reingelesen, abgebrochen, weggelegt mit fadenscheinigen Erklärungen wie "finde nicht rein", "nicht der richtige Zeitpunkt". Als mich eine Grippe ins Bett zwang, hatte ich endlich keine Ausreden mehr. Heute glaube ich, dass mir das Thema Tod/Sterbegleitung mehr Angst gemacht hat, als ich es mir erlauben wollte. Ich erzähle das so ausführlich, weil ich mit dem Eingeständnis meines stillen inneren Widerstandes allen die Angst vor diesem Thema nehmen möchte. Dieses Buch macht keine Angst.
Es ist ganz nah dran am Leben, obwohl es vom Sterben erzählt. Ein Buch, bei dem ich viel gelacht habe. Weil es so viele groteske Szenen und Begegnungen gibt, weil der sehr trockene Humor all der Traurigkeit sofort das Schwarze, das Deprimierende nimmt. Ja, geweint habe ich ein paar Mal, aber völlig unvermittelt und nicht, weil es dramatisch dem Ende entgegengeht. An keiner Stelle wird dieses Buch pathetisch oder gar rührselig. Dieser Roman ist keiner, der Angst vorm Sterben macht. Im Gegenteil. Er macht Lust auf's Leben. Jetzt. Wie wertvoll das Leben ist, ist denen klar, die wissen, dass sie bald keines mehr haben werden.
Keine Rezensionen gefunden.
Mehr...
Medienkennzeichen:
Romane
Jahr:
2017
Verlag:
Köln, Kiepenheuer & Witsch
Aufsätze:
Zu diesem Aufsatz wechseln
opens in new tab
Suche nach dieser Systematik
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN:
978-3-462-04870-4
2. ISBN:
3-462-04870-8
Beschreibung:
288 S.
Suche nach dieser Beteiligten Person
Mediengruppe:
Belletristik