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Titel der Sendung: WDR 2 Bücher <BR>

Autor: Elizabeth Strout <BR>

Titel: Bleib bei mir <BR>

Rezensent: Christine Westermann <BR>

Datum der Sendung: 05.10.2014 <BR>

 

Die Handlung

 

Tyler Caskey, ein Pastor, kommt mit seiner jungen, attraktiven upper class Ehefrau in eine kleine Gemeinde irgendwo im Norden Amerikas. Die beiden sind ein Strahlepaar, der Pfarrer ist beliebt, wird fast schon bewundert. Zwei kleine Töchter kommen zur Welt, alles scheint perfekt. Bis Lauren, die Ehefrau, an einem Gehirntumor erkrankt. Sie stirbt innerhalb weniger Monate, der Pfarrer ist mit seinen beiden kleinen Töchtern und seinem Unglück allein. Das kleinere Mädchen kommt zur Oma, die Fünfjährige bleibt beim Vater im Pfarrhaus. Seit dem Tod der Mutter ist sie aggressiv, unberechenbar und spricht nicht mehr. Heißt es.

 

Allmählich machen merkwürdige Gerüchte die Runde. Kümmert sich der Pfarrer nicht richtig um seine Kinder, hat er mehr mit seiner Haushälterin zu tun? Darf so einer dann noch Gemeindpfarrer sein? Die Empörung schlägt hohe Wellen, die Verdächtigungen gehen ungebremst weiter, das Karussell von Wahrheit und Lüge dreht sich immer schneller.

 

Bewertung

 

Den rührseligen Buchtitel bitte einfach ignorieren: Die Geschichte, die dahinter steht, ist alles andere als das. Es geht um Klatsch und Tratsch in einer Kleinstadt. Um die stille Post, die die Wahrheit verdreht. Gern noch etwas Halbwahres hinzufügt, Dinge übertreibt oder weglässt, aus fast nichts ganz viel macht. Für den Pfarrer und seine Tochter endet das in einer Tragödie, wenn sie Lügengeschichten mich mehr ertragen können.

 

Im letzten Drittel des Buches erfährt die Geschichte dann eine sanfte Wende. Das ist großartig gemacht. Nichts Spektakuläres und dennoch etwas ungeheuer Aufwühlendes und Überraschendes. Es hat eine Spur von Hollywood, dieses Ende, aber wirklich nur eine Spur, genau richtig dosiert, die Grenze zum großen Gefühlsspektakel wird fein gewahrt, nie überschritten. Manchmal war es mir ein bisschen zuviel Kirche, Bibel und Evangelium, da habe ich dann schon auch mal großflächig drüber hinweggelesen. Aber das ist auch die einzige, eher sachte Kritik.

 

Die Geschichte hat mich durch einen Abend und eine Nacht getragen, sie hallt nach, bleibt eine ganze Weile im Kopf und im Herzen.

Rezensionen