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Deutscher Meister

Roman
Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Bart, Stephanie
Medienkennzeichen: Romane
Jahr: 2014
Verlag: Hamburg, Hoffmann und Campe
Mediengruppe: Belletristik
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Inhalt

Titel der Sendung: WDR 2 Bücher <BR>
Autor: Stephanie Bart <BR>
Titel: Deutscher Meister <BR>
Rezensent: Michael Reinartz <BR>
Datum der Sendung: 19.10.2014 <BR>
 
In "Deutscher Meister" geht es um die Zerstörung der Boxer-Karriere von Johann Trollmann, der später im Konzentrationslager ermordet wird. Ein tragisches Buch mit teilweise komischen und ironischen Passagen.
 
Der Boxer Johann Trollmann kämpft unkonventionell und erfolgreich. Sein Aussehen und sein Auftreten im Ring entzückt die weiblichen Fans. Doch Johann Trollmann gehört zur Minderheit der Sinti in Deutschland. Daher gelten sein Äußeres und seine unorthodoxen Auftritte spätestens ab dem Frühjahr 1933 als "undeutsch". Allerdings können die Nazis und ihre willfährigen Helfer im Boxverband den unliebsamen Sportsmann aufgrund seiner hohen Popularität nicht so schnell loswerden wie gewünscht. Wenige Monate nach der sogenannten Machtergreifung kämpft ausgerechnet der Zigeuner Trollmann um die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht ¿ einer in Deutschland seit jeher besonders beliebten Gewichtsklasse. Die noch vor kurzem erfolgreichen jüdischen Berufsboxer hatte man bereits kalt gestellt.
 
Trollmann soll eine Lektion erhalten. Als Gegner wird der berüchtigte K.O.-Schläger Adolf Witt ins Geviert gebeten. Zwar erweist sich Trollmann aufgrund seines technischen Vermögens als überlegen. Doch seine Gegner befinden sich nicht nur innerhalb, sondern vor allem außerhalb des Rings. Auch wenn es kaum filmische Dokumente aus der Boxkarriere von Johann Trollmann gibt: Die Geschichte des Mannes aus der Nähe von Hannover ist so wahr wie der Kampf zwischen Max Schmeling und Joe Louis.
 
Die Bewertung
 
Wunderbar schnoddrig werden die ersten Sekunden eines Trollmann-Kampfes gegen den Belgier Gustave Roth beschrieben: "Mit dem ersten Gong ging Trollmann hin und knallte seinem Gegner eine, die offensichtlich nicht von Pappe war. Er ging auf ihn zu, wie man zum Gemüsehändler geht, wenns mit dem Einkaufen eilt, den letzten Schritt tat er schneller. Er brachte sich gar nicht in Kampfposition, weder stellte er die Beine richtig, noch hielt er die Arme, wie sichs gehört. Er suchte nicht nach einer Lücke in der Deckung, er sah sich Roth gar nicht erst prüfend an, er langte sofort hin, und zwar mit der Rechte an die Schläfe."
 
Der Kampf um die Deutsche Meisterschaft im Frühsommer 1993 nimmt in Stephanie Barts Roman dann mehr als 70 Seiten ein. Ein Fest für die Freunde von Schilderungen sportlicher Geschehnisse in der Literatur! Der Fight wird intensiv und natürlich nicht nur aus Sicht der Kämpfer beschrieben. Johann Trollman aber flitzt und tanzt hin und her, Adolf Witt schnaubt seinen heißen Atem bis hinab zum Boden des Rings. Zeitlupenhaft wird jede Runde detailliert beschrieben. Wir erleben viele prominente Zeitgenossen an der Ringkante (zum Beispiel die Fliegerin Elly Beinhorn) und normale Menschen (wie die Bäckerei-Verkäuferin Maria Plaschnikow und ihre Freundin, beide treue Fans von Trollmann). So entsteht ein kleines Panoptikum der Gesellschaft, der verschiedenen Millieus in Deutschland zu Beginn der Nazi-Herrschaft.
 
Die Darstellung der Historie an dieser Zeitenwende zwischen Weimarer Republik und beginnender Diktatur spielt eine wesentliche Rolle in diesem Roman. Dazu gehört das armselige Verhalten der Funktionäre im deutschen Boxverband. Sie kommen ihrer eigenen Gleichschaltung noch zuvor. Adolf Hitler hatte schließlich schon in "Mein Kampf" erklärt, dass ihm der Boxsport von allen Sportarten der liebste sei. Dementsprechend unterwürfig gibt sich der Erste Vorsitzende des Verbandes, der in Barts Buch jedoch namentlich unerwähnt bleibt. Dem Sinto Johann Trollman werden alle nur möglichen Steine in den Weg geworfen.
 
Die Autorin entlarvt die hässlichen Machenschaften von Trollmanns Gegner am ideologischen Schreibtisch. Letztlich lassen sie Trollmann keine Chance. Aber Stephanie Bart errichtet dem Mann, den die Nationalsozialisten von allen Siegerlisten streichen wollten, dankenswert ein kleines Denkmal. Sie entreißt Trollmann dem Vergessen. Dazu hat sie sich sehr intensiv mit dem Boxen beschäftigt. Hat das Faszinierende an diesem Sport für sich selbst entdeckt und gibt es so sprachmächtig wie kenntnisreich an die Leser weiter. Ja, man versteht, warum Trollmanns Stil reinste Provokation in den Augen der Nazis sein musste!
 
In "Deutscher Meister" geht es um die Zerstörung einer Karriere. Tatsächlich wird Johann Trollmann später im Konzentrationslager ermordet. Und doch ist der Autorin ein tragisches Buch mit teilweise sehr komischen und ironischen Passagen gelungen.
 
Die Autorin
 
Kommt ursprünglich aus Esslingen in Baden-Württemberg. Jetzt lebt Stephanie Bart in Berlin. Dort kann sie sich die Original-Schauplätze von damals anschauen. Der Kampf um die Deutsche Meisterschaft fand seinerzeit in der Kreuzberger Bockbrauerei statt. "Deutscher Meister" ist ihr zweiter Roman.

Rezensionen

Details

Personen Suche nach diesem Verfasser Bart, Stephanie
Medienkennzeichen: Romane
Jahr: 2014
Verlag: Hamburg, Hoffmann und Campe
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ISBN: 978-3-455-40495-1
2. ISBN: 3-455-40495-2
Beschreibung: 381 S.
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Mediengruppe: Belletristik