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Titel der Sendung: WDR 2 Bücher <BR>

Autor: Jack London <BR>

Titel: Die Reise mit der Snark <BR>

Rezensent: Thomas Koch <BR>

Datum der Sendung: 24.04.2016 <BR>

 

"Die Reise mit der Snark" ist die abenteuerliche Geschichte einer versuchten Weltumseglung, unternommen 1907 vom damals schon weltbekannten US-amerikanischen Autor Jack London. Neu aufgelegt und absolut lesenswert.

 

Die "Snark" aus dem Titel war ein 13 Meter langes Segelschiff, dass Jack London eigens für diesen Törn in seiner Heimatstadt San Francisco bauen ließ. Voller Neugier und Abenteuerlust brachen der Autor und seine Mitreisenden auf, und dennoch endete das Unternehmen im Desaster. Denn von Anfang an ging so ziemlich alles schief: finanzielle und technische Probleme reihten sich aneinander, das Schiff löste sich schon beim Verlassen des Hafens fast auf, die Crew war komplett unfähig und noch dazu total seekrank - und Jack London beschreibt hinreißend, wie er bis zu den Knien im Wasser stehend Haltung, Freude und Neugier behält. Motto: "Was für ein großartiges Abenteuer, das wir hier gerade erleben dürfen!"

 

Surfen, Südsee, Sklaverei

 

"Die Reise mit der Snark" ist gleichermaßen ein Geschichtsbuch, ein Abenteuerroman und ein Völkerkundebuch. Die erste Station nach dem Auslaufen in San Francisco war nach einem knappen Monat zur See Honolulu auf Hawaii. London lernte dort das gerade aufkommende Wellenreiten und trug mit seinem Bericht darüber wohl zum Ausbruch des Surfbooms in den USA bei. Wunderbar beschreibt er seine Erlebnisse und Begegnungen, zum Beispiel mit den Leprakranken, die seinerzeit eine Insel für sich hatten und dort - aus heutiger Sicht - fortschrittlich und relativ frei lebten. Von Hawaii aus ging es dann weiter Richtung Südwesten gen Australien. Eine Passage, die aufgrund der Winde eigentlich nicht zu besegeln war und von der in jedem zeitgenössischen Segelhandbuch abgeraten wurde - nur, dass die niemand vorher gelesen hatte. In der Südsee begegneten Jack London und seine Crew dann dem Paradies genauso wie den finsteren Seiten der Region, wo seinerszeit Kannibalismus und Sklaverei noch nicht so richtig überwunden waren.

 

Fesselnd und leidenschaftlich erzählt

 

Nach nur zwei von eigentlich sieben geplanten Jahren musste die Reise abgebrochen werden. Nahezu die gesamte Besatzung war krank: Fieber, Ruhr, furchtbare Hautkrankheiten. Der Autor begab sich nach Australien in eine Klinik, weil seine Füße und Hände auf das Doppelte ihrer normalen Größe angeschwollen waren. Trotzdem war diese Tour für Jack London und seine zweite Frau Charmian, ähnlich abenteuerdurstig und belastbar wie er, die glücklichste Zeit ihres Lebens. "Die Reise mit der Snark" ist so fesselnd und leidenschaftlich geschrieben, als würde eine Meeresbrise durch die Seiten wehen. Und auch von außen betrachtet ist das Buch, erstmals erschienen im Jahr 1913 und nun neu übersetzt, unglaublich schön. Ein tolles Format, edles Papier, leinengebunden im elden Schuber - ein Buch, bei dessen Anblick jeder E-Book-Reader in eine Existenzkrise gerät und sich Akku voran in den nächsten Gulli stürzt. Erschienen ist es im Mare-Verlag, der derzeit Klassiker mit Meeresbezug neu auflegt. Eine tolle Möglichkeit, den Autor zu entdecken, der sich mit damals 31 Jahren schon mit den Abenteuerromanen "Ruf der Wildnis", "Wolfsblut" und "Der Seewolf" Weltruhm erschrieben hatte.

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