Titel der Sendung: WDR 2 Bücher <BR>
Autorin: Elizabeth Strout <BR>
Titel: Das Leben natürlich <BR>
Rezensentin: Christine Westermann <BR>
Datum der Sendung: 01.09.2013 <BR>
Die Familiengeschichte von Pulitzerpreisträgerin Elizabeth Strout spielt an der us-amerikanischen Ostküste. Mit trockenem Humor und trauriger Konsequenz erzählt sie die Geschichte zweier ungleicher Brüder.
Die Handlung
Der Roman spielt an der amerikanischen Ostküste. Jim Burgess ist ein äußerst erfolgreicher, sehr prominenter New Yorker Anwalt mit attraktiver Frau, wohlerzogenen Kindern, tollem Haus, Wohlstand - also allem, was man braucht, um gesellschaftlich ganz oben zu sein. Ganz anders sein Bruder Bob. Der ist geschieden, seine Ex ist seine beste Freundin, er macht seinen Job okay, aber eigentlich trödelt er ziellos durch New York und durch sein Leben.
Ein Leben, das überschattet ist von einem Ereignis, an das er sich zwar nicht mehr erinnert, aber dessen Konsequenzen wie ein großer Schatten über ihm liegen. Er hat als Dreijähriger den Tod seines Vaters verschuldet. Saß mit seinen Geschwistern im Auto, spielte mit der Gangschaltung, der Wagen setzte sich in Bewegung, überrollte den Vater, der am Gartentor stand. Den Tod des Vaters hat die Familie, zu der noch Mutter und Schwester gehören, nie verwunden. Die Brüder verließen nach der Schule das kleine Nest in Maine, nur die Schwester blieb zurück. Und die schreckt jetzt den erfolgreichen Anwaltsbruder Jim mit einer Schreckensmeldung aus der Ferienruhe. Der Neffe hat einen tiefgefrorenen Schweinekopf in eine Moschee geworfen, ausgerechnet auch noch während des Ramadans. Und jetzt soll der Onkel, der große Anwalt, seinen Neffen vor einer Anklage retten.
Die Bewertung
Dieser Roman ist für mich einer der besten des Jahres 2013. Aber bevor ich erkläre, warum, möchte ich mich noch kurz aufregen. Über den unsäglichen Titel, den der deutsche Luchterhand-Verlag dem amerikanischen Roman verpasst hat: Das Leben natürlich. Ja genauso: Das Leben natürlich. Das ist der deutsche Titel. Im Original heißt das Buch: Die Burgess Boys. Das ist nicht nur gut, sondern trifft den Kern der Geschichte auch auf den Punkt. Es geht um zwei Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Und ich habe von ihrer Geschichte schon viel zu viel erzählt. Denn dieser Roman ist von der ersten bis zur letzten Seite so voller unerwarteter Wendungen, mit so trockenem Humor und trauriger Konsequenz geschrieben, dass er selbst dann sofort in Herz und Kopf geht, wenn man nichts über den Inhalt weiß. Gegen Ende gibt es eine Stelle, in der so wunderbar klar wird, was die Autorin bewegt. Als der ehemals große, erfolgreiche Bruder Jim ganz unten ist, sich komplett überschätzt hat und von Frau und Kindern verlassen wird, heult er und bedauert, keine wirkliche Familie zu haben. Da sagt ihm sein Bruder Bob: "Doch, Du hast eine Familie. Deine Kinder sind wütend auf Dich, Deine Frau hasst Dich, Deine Geschwister machen Dich wahnsinnig und Dein Neffe ist ein Trottel. Das nennt man Familie." Treffender und ironischer kann man die vierhundert Seiten dieses großartigen Buches nicht zusammenfassen.
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Medienkennzeichen:
Romane
Jahr:
2013
Verlag:
München, Luchterhand
Aufsätze:
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ISBN:
978-3-630-87344-2
2. ISBN:
3-630-87344-8
Beschreibung:
394 S.
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Originaltitel:
The Burgess Boys <dt.>
Mediengruppe:
Belletristik