Titel der Sendung: WDR 2 Bücher <BR>
Autor: Alex Capus <BR>
Titel: Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer <BR>
Rezensentin: Christine Westermann <BR>
Datum der Sendung: 25.08.2013 <BR>
Es sind die Geschichten dreier realer Menschen, die Autor Alex Caput zu einem Lebensmosaik zusammenfügt. Die Emotion hinter der intensiven Sprache trifft den Leser mit voller Wucht, so Christine Westermann.
Die Handlung
Die Geschichte beginnt Ende November 1924 im Hauptbahnhof in Zürich. Dort könnten sie sich zufällig begegnet sein, die drei Menschen, von denen der Roman erzählt. Der junge Schweizer Felix Bloch, der Atomphysik in Leipzig studierte und später, als die Nazis kamen, nach Kalifornien ging und mit Robert Oppenheimer die erste Atombombe baute. Ausgerechnet er, der zeitlebens ein Pazifist war. Das Mädchen Laura Doriano, die davon träumt, eine berühmte Sängerin zu werden. Stattdessen wird sie im Zweiten Weltkrieg Spionin für die Alliierten, fliegt auf, wird hingerichtet. Und Emilio Gillieron, Schweizer Maler und Restaurator, der mit Heinrich Schliemann in Troja arbeitete und zum größten Kunstfälscher aller Zeiten wurde.
Die Bewertung
Schon als Kind liebte der französische Autor Alex Capus Bahnhöfe, saß dort still, beobachtete stundenlang die Menschen, die an ihm vorüberhasteten. Das tut er manchmal auch noch heute ,als Erwachsener.Tausende von Lebensgeschichten spürt er da, wüsste gern, wie sie begonnen haben, wie sie weitergehen, wo sie enden. Sie enden immer in einer Niederlage, findet er, denn der Tod ist Niederlage. Die Frage ist nur, wie elegant man sie gestalten kann .
In seinem neuen Buch hat er die Lebensläufe dreier Menschen verfolgt. Die Biografie eines Fälschers, einer Spionin, eines Bombenbauers. Menschen, die wirklich gelebt haben, nicht erfunden sind. Die wenigen bekannten Details aus dem Leben dieser drei Menschen, die Zeit und die politischen Umstände hat Capus als Vorlage genommen und sie zu einem Lebensmosaik zusammengefügt. Er hat ein schönes Wort für diese Art des Schreibens gefunden: faktentreues Träumen.
Das macht er perfekt. Er schreibt sanft und elegant. Aber in den größten persönlichen Dramen der drei Menschen bleibt er sachlich, fast schon heiter. Vielleicht kommt deshalb auch die Emotion, die sich dahinter verbirgt, mit voller Wucht beim Leser an. Ich habe allerdings eine Weile gebraucht, bis ich mich in den Roman hineingefunden hatte. Capus hat eine intensive Sprache, wäre er ein Koch, hätte er sicher drei Sterne. Aber er geht sehr verschwenderisch mit den Zutaten um. So wunderbar üppig, so detailverliebt der Roman ist, so karg ist sein Ende. Überraschend, fast schroff. Als würde ein Film abrupt von Farbe in Schwarz-weiß wechseln. Ein sehr feiner, ungewöhnlicher, schöner Roman.
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Medienkennzeichen:
Romane
Jahr:
2013
Verlag:
München, Hanser
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ISBN:
978-3-446-24327-9
2. ISBN:
3-446-24327-5
Beschreibung:
281 S.
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Mediengruppe:
Belletristik