Cover von Finale Berlin wird in neuem Tab geöffnet

Finale Berlin

Roman
Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Rein, Heinz
Medienkennzeichen: Romane
Jahr: 2015
Verlag: Frankfurt am Main, Schöffling & Co.
Mediengruppe: Belletristik
verfügbar (wo?)

Exemplare

ZweigstelleEtageStandortStandort 2Standort 3SignaturStatusVorbestellungenFristBarcode
Zweigstelle: Zentralbibliothek Etage: 1 Standort: Romane Standort 2: Spannung Standort 3: Signatur: R Status: Verfügbar Vorbestellungen: 0 Frist: Barcode: 229-15052884

Inhalt

Titel der Sendung: WDR 2 Bücher <BR>
Autor: Heinz Rein <BR>
Titel: Finale Berlin <BR>
Rezensent: Michael Reinartz <BR>
Datum der Sendung: 10.05.2015 <BR>
 
Der Autor beschreibt die Stimmung der erschöpften und traumatisierten Menschen mitten im Endkampf um Berlin. Ein beeindruckender Bericht, da er unmittelbar nach dem Krieg geschrieben wurde, findet Michael Reinartz.
 
Die Handlung
 
Mitten im sogenannten Endkampf um das von der Roten Armee eingeschlossene Berlin versucht eine kleine Widerstandsgruppe den Niedergang des verhassten Nazi-Regimes durch Sabotageakte zu beschleunigen. Im Zentrum dieses Häufleins der Aufrechten steht wiederum der erst 22 Jahre alte Soldat Joachim Lassehn. Er ist gerade desertiert und als Fahnenflüchtiger praktisch vogelfrei. Jeder kann ihn denunzieren und hat sogar das Recht, ihn für sein "Verbrechen" zu töten.
Lassehn steht sinnbildlich für eine ganze durch Indoktrinierung und Nazi-Propaganda verdorbene Generation. Die Widerstandskämpfer kämpfen nicht nur gegen das Hitler-Regime und um ihr eigenes Überleben. Sie diskutieren beständig über die Frage, ob ein demokratisch gesinntes Nachkriegs-Deutschland überhaupt möglich ist und wie man es gestalten kann.
 
Die Bewertung
 
"Finale Berlin" war unmittelbar nach Kriegsende ein Bestseller auf dem Buchmarkt. Es wurde trotz des großen Mangels an Papier 800.000 Mal gedruckt. Der Roman von Heinz Rein hat die Menschen in jener Zeit also in jeder Hinsicht erreicht. Fritz Raddatz ¿ erst vor kurzem verstorbener Literaturkritiker und Ex-Feuilleton-Chef der "Zeit" ¿ hat sich vehement für die Wiederveröffentlichung des Romans eingesetzt.
 
Wir heutigen Leser haben deshalb jetzt die Chance, die alptraumhaften Geschehnisse der letzten Kriegstage in Berlin (beschrieben wird die Zeit vom 14. April bis zum 2. Mai 1945) nach zu erleben. Mit Wucht und Präzision schildert Rein die grauenhaftesten Szenen ¿ in teilweise atemberaubender Geschwindigkeit. Wie Kinder mit unzureichender Bewaffnung an die Front geschickt werden. Verblendete Hitlerjungen Männer festnehmen und an Laternenpfählen kurzerhand erhängen, weil desertierte Landser. Schildert, wie ein terrorisiertes und sich selbst terrorisierendes Volk es auch in den letzten beiden Wochen des Krieges noch immer nicht wagt, offen gegen das System zu rebellieren. Im Gegenteil: Als das Gerücht die Runde macht, Deutschland wolle jetzt gemeinsam mit England und den USA gegen Russland marschieren ¿ da erwacht sofort wieder die Kriegsbereitschaft in den erschöpften und traumatisierten Menschen.
 
Diese Stimmungen beschreibt Rein in beeindruckender Weise. Und zwar mit so gut wie gar keiner zeitlichen Distanz zum gerade erst Geschehenen. Es ist, als habe der von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot belegte ehemalige Sportreporter Heinz Rein sofort und ungefiltert all das notieren wollen, was ihm und seinem Land da widerfahren ist. Als habe er schon zu diesem frühen Zeitpunkt Angst davor gehabt, dass es ansonsten verschwiegen, vergessen oder verdrängt werden könnte.
 
Dabei hat sich Rein eines Stil-Mixes bedient. Immer wieder entfernt sich der Autor von seinen Haupt-Akteuren. Schildert in Einschüben etwa die beklemmende Suche eines zunehmend in Panik geratenen Straßenbahnschaffners auf der Suche nach Frau und Kind, nachdem ganze Straßenzüge im Zuge eines Bombenangriffes in Schutt und Asche gelegt worden waren. Erstellt die psychologische Studie eines SS-Mannes, weil er der Struktur des Nationalsozialismus und seiner Anhänger näher kommen will. Montiert Artikel aus dem "Völkischen Beobachter" oder Ausrisse aus dem "Panzerbär" (einer in den letzten Kriegstagen verteilten Kampf-Postille des "Deutschen Verlages") in den Text hinein und dokumentiert so die immer größer werdende Diskrepanz zwischen Realität und Propaganda.
 
Zugegeben: Es gibt auch langatmige Dialoge in "Finale Berlin". Da legt der Autor den Romanfiguren ganz offensichtlich seine eigenen Gedanken und Sichtweisen in den Mund. Was die Sache mitunter recht hölzern und gestelzt wirken lässt. Zumal die umfassenden Diskussionen über die Möglichkeit eines demokratisch verfassten Nachkriegs-Deutschland inmitten des heftigsten Artillerie-Beschusses nicht unbedingt realistisch erscheinen.
 
Aber man muss den Roman als historisches Dokument verstehen. Rein greift die Fragen auf, die seine damaligen Leser beschäftigt haben. Nämlich: Wie konnte es zur Katastrophe kommen und wie können wir den Neustart bewältigen? Außerdem verfolgt man die Geschichte der Widerstandskämpfer mit immer größer werdender Spannung. Werden Sie den Krieg überleben?

Rezensionen

Details

Personen Suche nach diesem Verfasser Rein, Heinz
Medienkennzeichen: Romane
Jahr: 2015
Verlag: Frankfurt am Main, Schöffling & Co.
opens in new tab
Suche nach dieser Systematik
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN: 978-3-89561-483-5
2. ISBN: 3-89561-483-1
Beschreibung: 758 S.
Suche nach dieser Beteiligten Person
Mediengruppe: Belletristik