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Titel der Sendung: druckfrisch <BR>

Autorin: Dörte Hansen <BR>

Titel: Mittagsstunde <BR>

Rezensent: Denis Scheck <BR>

Datum der Sendung: 07. Oktober 2018 <BR>

 

Landlust ist es nicht gerade, was die Bauern in Nordfriesland oder anderswo den ganzen langen Tag erleben. Die Arbeit ist hart, der Ertrag gering, die Leute sind verschlossen. Seit der Flurbereinigung ist die Gegend auch nicht mehr schön, Windräder lärmen, und die Bienen sterben sowieso. Bleiben also nur der Alkohol und die Fortpflanzung ¿ die manchmal in eine unheilige Verbindung treten. So ist es auch in Brinkebüll, und doch ist plötzlich alles anders: Denn Ingwer Feddersen kommt zurück.

 

»Der erste Sommer ohne Störche war ein Zeichen, und als im Herbst die Stichlinge mit weißen Bäuchen in der Mergelkuhle trieben, war auch das ein Zeichen. "De Welt geiht ünner", sagte Marret Feddersen und sah die Zeichen überall.

Die alten Ulmen starben einen Sommer später, am Westerende, wo sie seit hundert Jahren Ast in Ast gestanden hatten. Sie standen noch ein Jahr wie abgedankte Könige. Dann kam Karl Martensen mit seinen Leuten, und ihre Motorsägen kreischten lange, bis sie die Ulmenstämme auf dem Wagen hatten.«

 

Ein Buch voller Wehmut

 

Ohne Kitsch, ohne Klischees und auch ohne Pathos, dafür sehr genau beobachtet, kenntnisreich und liebevoll beschreibt Dörte Hansen eine Welt im Vergehen. Sie nähert sich den knorrigen Figuren eines abgelegenen friesischen Dorfs, ihren Absonderlichkeiten, Neigungen und Feindschaften, mit Neugier und Wärme und erzählt von einer Natur, in der Menschen nicht viel zu melden haben: Wind, Salz, Steine. Ein Buch voller Wehmut, schmucklos schön, das überraschend und klug in die Zukunft weist.

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