Titel der Sendung: druckfrisch <BR>
Autor: Martin Mosebach <BR>
Titel: Mogador <BR>
Rezensent: Denis Scheck <BR>
Datum der Sendung: 30.10.2016 <BR>
Mogador: so heißt eine uralte Hafenstadt in Marokko, und so heißt auch der neue Roman von Martin Mosebach, den ich Ihnen empfehlen möchte. Martin Mosebach ist einer der brillantesten Erzähler unserer Gegenwart. Niemand schreibt psychologisch so versiert über Paare. Niemand vermag, die Abgründe in Beziehungen so fein auszuloten. Und niemand folgt den Strömen des Geldes so kenntnisreich wie der studierte Jurist Martin Mosebach. Lange war Mosebach ein Geheimtipp. Seit etwa zehn Jahren hat sich das geändert, spätestens 2007, als er den renommiertesten aller deutsche Literaturpreise erhielt, den Georg-Büchner-Preis. Inzwischen stehen seine Romane nicht nur auf Besten-, sondern auch Bestsellerlisten, und just da gehören sie auch hin.
Der Banker und die Analphabetin
In "Mogador" erzählt Martin Mosebach von einem Banker namens Patrick Elff in Düsseldorf und von einer Analphabetin namen Khadija in Marroko. Dass sich beider Lebenswege kreuzen, liegt an der kriminellen Energie des Bankers, der eigentlich ganz ohne eigenes Zutun, ja fast absichtslos, ein paar Millionen der ihm anvertrauten Gelder abgezweigt, böse Zungen sagen: unterschlagen hat. Nach dem Selbstmord eines Untergebenen droht das alles ans Licht zu kommen.
Doch einen Trumph hat Patrick Elff noch im Ärmel: Ein moderner Busines-Pascha, ein mit allen Wassern der Korruption gewaschener internationaler Geschäftsmann, schuldet ihm noch einen Gefallen. Und dieser Mann stammt aus Mogador. Also flieht Elff nach Marokko, ein "solider Polizeistaat ohne die destabilisierenden Exzesse eines solchen", wie Martin Mosebach schreibt, und taucht in Mogador unter, wo der vermeintliche Retter angeblich eine ganze Etage des dortigen Grandhotels bewohnt.
Zusammenstoß der Welten
Virtuos inszeniert Mosebach den Zusammenprall der Welten. In Mogador lernt Patrick Elff zu warten. Und erlebt dabei eine Wandlung, verliebt sich neu in seine Frau und konfrontiert sich mit der Frage: "Wie dumm musste man eigentlich sein, sich mit Haut und Haar von einem anderen Menschen abhängig zu machen und danach alles zu tun, um diesen Menschen zu verlieren?"
So klug, kenntnisreich und anschaulich wurde in der deutschen Gegenwartsliteratur lange nicht mehr über die arabische Welt geschrieben. Also vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue, und lesen Sie "Mogador" von Martin Mosebach, erschienen im Rowohlt Verlag.
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Medienkennzeichen:
Romane
Jahr:
2016
Verlag:
Reinbek, Rowohlt
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ISBN:
978-3-498-04290-5
2. ISBN:
3-498-04290-4
Beschreibung:
368 S.
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Mediengruppe:
Belletristik