Titel der Sendung: WDR 2 Bücher <BR>
Autorin: Amity Gaige <BR>
Titel: Schroders Schweigen <BR>
Rezensentin: Christine Westermann <BR>
Datum der Sendung: 13.02.2014 <BR>
Spannend, humorvoll und eindringlich: In ihrem drittem Roman erzählt Amity Gaige die Geschichte eines Mannes, der erst dann mit seiner großen Lebenslüge aufräumt, als er fast alles verloren hat.
Die Handlung
Kleider machen Leute. Namen tun das auch. Einer, der Kennedy heißt, kommt vielleicht eine Idee leichter durch's Leben als andere. Denkt sich Eric Schroder, ein Ostberliner Junge, der mit seinem Vater in den 70ern in die USA übersiedelt. Als er in den Sommerferien in ein sehr populäres Ferienlager an der Ostküste will, trägt er ins Anmeldeformular heimlich den Namen Kennedy ein. Er kommt mit dem Schwindel durch, der Name Kennedy ist für ihn fortan wie ein Kleidungsstück, das ihn gut durchs Leben trägt.
Wenn jemand nachfragt, beschreibt er nur Vages, erfindet Details über die Häuser der Kennedys und deren Bewohner. Eric studiert, heiratet, bekommt eine Tochter, alle sind happy. Irgendwann wird die Liebe weniger, seine Frau zieht sich zurück, trennt sich schließlich, beschränkt den Kontakt des Vaters zur gemeinsamen sechsjährigen Tochter Meadow auf ein Minimum.
Eric nimmt es hin, leidet, schweigt. Bei einem der Wochenend-Vater-Tage wird aus einem vergnüglichen Ausflug auf einmal mehr. Eric bringt Meadow nicht zurück, die beiden fahren Richtung Kanada, haben eine intensive und gute Zeit miteinander, aber da ist der Ausflug schon längst eine Entführung geworden. Eric wird von der Polizei gesucht, in den Fernsehnachrichten zeigen sie Fahndungsfotos von Eric und seiner Tochter.
Die Bewertung
Die Geschichte wird im Rückblick erzählt, der Roman beginnt dort, wo der Vater schon jedes Recht an seiner Tochter verloren hat, weil er im Gefängnis sitzt und auf seinen Prozess wartet. Erst hier aber bricht er sein Schweigen, räumt mit dem Kennedyschwindel auf, wird wieder zu Eric Schroder, der als Junge mit seinem Vater aus Ostberlin in die USA kam. Eric erzählt seiner geschiedenen Frau auch von den gestohlenen Tagen mit Meadow, der gemeinsamen Tochter. Wie er das macht, ist bezaubernd und traurig zugleich. Meadow ist eine beeindruckende kleine Persönlichkeit. Eines wird schnell klar: Sie braucht Vater und Mutter gleichermaßen, sie wird sich nicht auf die Seite des einen oder der anderen schlagen. Es ist nicht nur eine traurige Geschichte, die da erzählt wird. Sie hat Spannung, Humor, manchmal sogar Fröhlichkeit. Vater und Tochter gehen voller Vertrauen und Zuneigung miteinander um.
Das Drama entwickelt sich sehr sachte, wird sehr leise erzählt. Vielleicht macht genau das, diese stille Eindringlichkeit, diesen Roman so besonders. Hin und wieder streut die Autorin überlange Fußnoten ein, die sind umständlich und mühsam, das stört ein bisschen. Aber über die kann man auch locker hinweglesen. Schon vor Wochen habe ich den Roman von Schroders Schweigen gelesen, aber seine Bilder sind mir noch immer im Kopf.
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Medienkennzeichen:
Romane
Jahr:
2013
Verlag:
München, Hanser Berlin
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ISBN:
978-3-446-24366-8
2. ISBN:
3-446-24366-6
Beschreibung:
314 S.
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Mediengruppe:
Belletristik