Titel der Sendung: WDR 2 Bücher <BR>
Autorin: Dörte Hansen <BR>
Titel: Altes Land <BR>
Rezensentin: Christine Westermann <BR>
Datum der Sendung: 17.05.2015 <BR>
Nicht die Idylle des Landlebens, sondern Familienkonflikte und verpasste Chancen stehen im Zentrum. Für Christine Westermann ist es die Mischung aus Melancholie und fein gezeichneter Komik, die Dörte Hansens Debütroman so besonders macht.
Die Handlung
spielt im Norden Deutschlands, im Alten Land. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen. Vera, die ältere, kommt am Ende des letzten Kriegs mit ihrer Mutter als Flüchtlingskind aus Ostpreußen, der Vater ist tot, der kleine Bruder auf der Flucht erfroren. Sie kommen bei einer Bauersfrau unter, die kleine Vera wird groß in diesem Haus. Sie wird dort alt, nur heimisch wird sie nie, sie schlägt keine Wurzeln, sie hängt nur fest.
Die andere Frau ist Anne, ihre Nichte, eine Flötenlehrerin, die mit Freund und gemeinsamem Sohn im angesagten Hamburger Stadtteil Ottensen lebt. Sich dort nicht wohlfühlt, aber bleibt. Bis auch sie eines Tages vertrieben wird. Von der Geliebten ihres Freundes, die sich diesen Mann, der auch nichts dagegen hat, einfach nimmt und Anne und den gemeinsamen Sohn ziehen lässt.
Die junge Frau flüchtet aufs Land, zu ihrer alten Tante. Zwei Heimatlose, zwei angeknackste Seelen, die sich - gänzlich ungeplant - gegenseitig heilen. Es zumindest versuchen.
Die Bewertung
Dieser Roman hat knapp dreihundert Seiten und als ich auf der letzten Seite angekommen war, habe ich mir sehr gewünscht, es könnte nochmal dreihundert Seiten weitergehen. Der Roman erzählt von Familienkonflikten, die weitergetragen werden, die sich wie ein roter Faden durch die Generationen ziehen. Von zwei starken Frauen, die nicht mal um ihre Stärke wissen.
Lebensgeschichten, die voll leiser Tragik und Wehmut sind, ob verpasster Chancen über ein Leben, das auch ganz anders hätte laufen können. Das ist nie schwermütig oder bedrückend, denn es ist eine ausgewogene Mischung zwischen Melancholie und fein gezeichneter Komik , die dieses Buch so besonders machen. Der Gegensatz zwischen jenen Menschen, die auf dem Land leben, weil sie nicht anders können und es nicht anders kennen. Und jenen, die aus der Stadt einfallen, so leben wollen wie die Landleute, sich ein Reetdach zum Geburtstag wünschen und sich dabei zum Affen machen. Das ist höchst amüsant erzählt und hält sich mühelos die Waage mit jener Stimmung, die von Stille beherrscht ist, von einem vorsichtigen Blick in das Innenleben der Menschen. Wie werden sie so wie sie sind?
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Medienkennzeichen:
Romane
Jahr:
2015
Verlag:
München, Knaus
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ISBN:
978-3-8135-0647-1
2. ISBN:
3-8135-0647-9
Beschreibung:
5. Aufl., 286 Seiten
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Originaltitel:
Altes Land
Mediengruppe:
Belletristik