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Titel der Sendung: WDR 2 Bücher <BR>

Autor: Tobi Katze <BR>

Titel: Morgen ist leider auch noch ein Tag <BR>

Rezensent: Thomas Koch <BR>

Datum der Sendung: 01.11.2015 <BR>

 

"Das Buch ist Autobiographie und Tagebuch. Autor Tobi Katze erzählt, wie er unter Depressionen leidet - eine Geschichte darüber, wie er mit der Krankheit kämpft und am Ende einen kleinen, aber wichtigen Sieg davonträgt.

 

Die Handlung

 

Die Geschichte beginnt im Bett, aus dem Tobi Katze nicht heraus kommt. "Ich fühle mich scheiße, weil ich nicht aufstehen kann, und ich kann nicht aufstehen, weil ich mich deswegen scheiße fühle", so beschreibt er den Teufelskreis und die absurde Logik seiner Erkrankung, die wie Gift in jeden Lebensbereich einsickert. Jede Begegnung, jede noch so kleine Herausforderung, nahezu jede Lebenssituation ist durchtränkt von freudloser Unsicherheit, Angst und existenziellem Zweifel.

 

Auch als sein Therapeut ihn mit der Diagnose "Depression" konfrontiert, führt das erst einmal lediglich dazu, dass Tobi Katze noch intensivere Bemühungen anstellt, sich nicht wirklich mit seiner Erkrankung zu beschäftigen. Die Wortgefechte, die er führt und die Ausflüchte, die er konstruiert, sind ebenso kunstvoll wie verzweifelt. Und sogar gut nachvollziehbar, denn selbst der Depressive tut sich schwer, seine Depression als vollwertige Krankeit anzuerkennen.

 

"Ich schäme mich fast dafür nichts Anständiges zu haben. Krebs oder so. Da sagt keiner: 'Ich hab manchmal auch so Geschwüre. Aber dann hab ich mir lachende Katzenbabys angeschaut, da ging das wieder. Ich hab mich da eben nicht so reinfallen lassen in dieses Krebs-Ding. Ist alles 'ne Frage der Einstellung.'"

 

Erst der Selbstmord einer Freundin, die auch unter Depressionen leidet, bringt den großen Wendepunkt in der Geschichte und im Leben von Tobi Katze. Er schafft es, sich zu outen und das Buch ist der lesbare Beweis dafür, dass er sich von der Verschämtheit, die diese Krankheit begleitet, verabschiedet hat.

 

Bewertung

 

So traurig wie diese Geschichte klingt, so sehr ist dieses Buch ein Beweis dafür, dass Humor ein existenzieller Lebensretter sein kann. Der Untertitel des Buches deutet es an: "Irgendwie hatte ich von meiner Depression mehr erwartet." Lakonisch, zynisch und schonungslos widmet sich Tobi Katze seiner Erkrankung. Sein Humor ist dabei so etwas wie die Krücke, die ihm hilft durch seine erste große Lebenskrise zu kommen und dabei sein erstes großes Buch zu schreiben. Ein sehr persönliches und damit einzigartiges Buch über Depressionen, das nicht nur das Prädikat "wichtig" verdient, sondern auch das Prädikat "absolut lesenswert".

Rezensionen