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Titel der Sendung: druckfrisch <BR>

Autor: David Foster Wallace <BR>

Titel: Der bleiche König <BR>

Rezensent: Denis Scheck <BR>

Datum der Sendung: 30.03.2014 <BR>

 

Stellen Sie sich einen Arbeitsplatz vor, so geisttötend langweilig, dass ein Angestellter vier Tage lang tot an seinem Schreibtisch sitzen kann, ohne, dass jemand auf die Idee kommt, sich zu erkundigen, ob ihm etwas fehlt. Willkommen im Steuerprüfzentrum Peoria des Internal Revenue Service.

 

Hier, im Finanzamt in Peoria im Bundesstaat Illinois, einer Stadt, die in amerikanischen Ohren für das Durchschnittliche, Mittelmäßige und Provinzielle schlechthin steht, hat David Foster Wallace seinen letzten Roman "Der bleiche König" angesiedelt.

 

Es ist ein Roman zum Totlachen über den Trottel Mensch. Und ein Roman zum Heulen aus Mitleid mit der geschundenen menschlichen Kreatur. Es ist große Kunst. Und es ist kein abgeschlossener Roman.

 

Als sich David Foster Wallace im September 2008 in seinem Haus in Claremont das Leben nahm, hatte er fast 250 Seiten beendet, der Rest der über 600 Seiten hat sich auf Festplatten, Aktenordnern und in Notizbüchern gefunden. Was kann als überarbeitet und fertig gelten, was als Skizze oder Entwurf, was als verworfen und ausgeschieden?

 

Dieses Buch ist reine Konjektur, also Ergebnis von Vermutungen, Deutungen und Interpretationen. Und doch ist "Der bleiche König" ein Meisterwerk.

 

Dieser Roman stellt Fragen. Existentielle Fragen nach dem Verhältnis von Summe und Teil, Fragment und Ganzheit. Fragen nach dem, was schiefgelaufen ist in Amerika, wo die Steuergesetzgebung während der Präsidentschaft Ronald Reagans die Gier menschenverachtender Großkonzerne schürte, Fragen nach unserer Einsamkeit und der Möglichkeit zu Solidarität und Kommunitarismus, aber auch unverschämte und respektlose Fragen wie: "Apropos: Woran denkst du beim Masturbieren?"

 

Wenn ein Roman einen Menschen zu einem ehrlichen Steuerzahler machen kann, dann dieser. Also vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue, und lesen Sie David Foster Wallaces Roman "Der bleiche König", erschienen in der Übersetzung von Ulrich Blumenbach bei Kiepenheuer & Witsch.

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